Basel. Klagen über nicht nachvollziehbare Entscheide der Stadtbildkomission gibt es wie Sand am Meer. Darum hat die BaZ einen Wettbewerb für die skurrilsten Geschichten um die Hüter der Ästhetik ausgeschrieben. Unzählige Mails sind eingegangen. Hier ein Auszug aus den Geschichten der BaZ-Leser:

Das Volumenproblem

Bauherr Hans Baur brauchte auf seinem zugigen Balkon seines «sehr sorgfältig proportionierten Wohnhauses» einen Windschutz. Dieser wurde ihm nicht gewährt mit der Begründung: «Die Volumetrie des Hauses wird verunklärt. Durch die Verglasung entsteht ein volumetrisches Gebilde, welches die gute Gesamtwirkung, wie es das Gesetz verlangt, nicht einlösen kann.»

Kupfer darf nicht glänzen

Peter Hasler hat an seinem Haus Spenglerarbeiten in Kupfer ausgeführt. Da neues Kupferblech einige Tage lang glänzt und danach langsam oxidiert und dunkelbraun wird, wurde von der Stadtbildkommission verlangt, die Kupferarbeit sei sofort dunkelbraun anzumalen. Über die sogenannten Baufachleute schüttelte Hasler den Kopf und schreibt der BaZ: «Wir haben uns geweigert, einen solchen Blödsinn auszuführen.»

Freie Sicht durchs Glas

In der Schulanlage Wasgenring steht ein älterer, mehrstöckiger Glasbau mit voller Durchsicht. Eine Raumoptimierung aufgrund der neuen Schulbedürfnisse scheint nicht möglich zu sein. Wie Christian Rudin schreibt, ist das Gesuch, Wände einzuziehen, abgelehnt worden, mit der Begründung, man könne danach nicht mehr durch den Glasbau hindurchsehen.

Alu müsste «mural» sein

Der Architekt von Dorothee Widmer und Hans Rudolf Hecht wollte sich in die Umgebung der Nachbarschaft, die sehr «verglast» und «metallisch» baute, einfügen und kein Sonderzüglein fahren. Konsequenterweise schlug er eine Alufassade vor. Das passte der Stadtbildkommission nicht: «Die Lösung ist zu wenig mural», wurde beschieden. Widmer schreibt: «Lange haben wir uns den Kopf darüber zerbrochen, wie eine ‹murale› Metallfassade aussehen könnte und haben uns entschieden, eine 0815- Fassade zu bauen, die der Kommission offensichtlich ausgezeichnet gefällt.»

Glas-Bauern vom Lande

Was im schönen Baselbiet gilt, zählt am Stadtrand noch lange nicht. Das musste Architekt und alt Gemeinderat Peter lssler aus Muttenz erfahren: Gemäss den «Grundsätzen über die Gestaltung von Dachlandschaften im Ortskern» plante er verglaste Dachaufbauten in der normalen Wohnzohne an der Birsstrasse. Sie wurden nicht bewilligt. Auf die Frage, warum im Kanton Basel-Stadt nicht möglich sei, was mit Segen der Denkmalpflege im Baselbiet gebaut werden darf, erhielt lssler von einem der schwarzbehemdeten Herren die Antwort: «In Basel wollen wir keine bäurischen Dächer».

Sichtbare Solarzellen

Wer seinen Kopf gut reckt, kann auf einer Trottoirstrecke von zehn Metern auf die Solaranlage von Markus Schäuble sehen. Dreieinhalb Jahre durfte sie hängen, dann verlangten die Behörden nachträglich ein Baugesuch, weil in den Richtlinien keine Fassadenmontage vorgesehen ist. Schliesslich wurde die Anlage abgelehnt, weil sie «an der sehr gut einsehbaren Giebelfassade in ihrer Anordnung sehr provisorisch wirkt».